Gefräßiger Hausschwamm bedrohte Wallfahrtskirche in Ering
Die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Anna in Ering (Landkreis Rottal-Inn) schreitet voran. Während der Restaurierung des Hochaltars hat sich ein zweites Team von Spezialisten dort eingefunden, um einen besonders gefährlichen Gegner zu bekämpfen: den gefräßigen Hausschwamm.
Der "Echte Hausschwamm" ist gefürchtet, denn er kann Holzkonstruktionen vollständig zerstören. Da er sich verdeckt ausbreitet, werden die Schäden meist spät erkannt. Speziell in St. Anna, das in den Jahren 1480 bis 1521 erbaut wurde, fand man den Pilz in den Särgen der Gruft, wo das Adelsgeschlecht der Esterhazy ihre letzte Ruhestätte fand.
Mit seinen kräftigen braunen bis schwarzen Myzelsträngen kann der Pilz durch Mauern, Erdreich oder unter dem Straßenbelag bis zu benachbarten Häusern vordringen. Vorwiegend werden die Mörtelfugen durchwachsen, wie es auch hier der Fall war. Eingenistet hatte sich der Pilz bereits im unteren Bereich des Altars und dem dortigen Mauerwerk. Um dem Schädling zu Leibe zu rücken, wurde die Firma "Binker Materialschutz" aus Lauf an der Pegnitz beauftragt.
Keine Begasung
Begasungstechniker Uwe Rascher gab der PNP bei einem Ortstermin Auskunft. Er und sein Team führen jedoch keine Begasung durch – wie sie etwa beim Holzwurm notwendig wäre – sondern nur eine Bekämpfung bzw. Sanierung, um zu verhindern, dass sich der Schwamm auch an den Altar heranmacht.
Es gilt, möglichst alle Pilzteile zu entfernen. Hierzu wurde der befallene Putz abgeschlagen, die Mauerwerksfugen wurden bis in eine Tiefe von zwei Zentimetern ausgekratzt und ausgesaugt. Mit einem Bunsenbrenner vernichtete man dann auch noch die letzten kleinen Myzele. Abschließend gab‘s eine Behandlung mit Salz. Die Abschlagung des Putzes erfolgte mit einem Sicherheitsabstand von 1,50 Metern, ausgehend vom letzten Vorkommen des Pilzes. Die sanierten Bereiche müssen anschließend vollständig austrocknen können.
Eigentlich sollte das befallene Holz in der Gruft entsorgt werden, sonst wächst der Schwamm wieder nach. Doch ob es erlaubt ist, die alten Särge von dort zu entfernen, muss erst geklärt werden. Ansonsten bleibt der Pilzbefall ein nicht kalkulierbares Risiko und erfordert eine ständige Kontrolle. Wichtig war aber, erst einmal die akute Gefahr für den Altar zu bannen. Seine Abdeckung mit Folien diente dem Staubschutz, damit sich keine Sporen im Innenraum der Kirche verbreiten konnten.
Unterdessen konnten die Kirchenmaler der Firma von Andreas Gruber aus Aigen am Inn ungehindert weitermachen. Baustellenleiter Ludwig Wagner berichtet über die derzeitige Restaurierung des hölzernen Hochaltars, der von 1682 bis 1684 durch den Bildhauer Johann Christoph Bendl aus Pfarrkirchen geschaffen wurde. Bereits abgeschlossen ist die Arbeit an den Seitenaltären aus den Jahren 1636 bis 1638 sowie der Kanzel, die von 1688 stammt.
Überall gab es Abplatzungen von Farbe oder mehr oder weniger großen Teilen an den Figuren und der Ornamentik. Diese müssen möglichst originalgetreu retuschiert und ergänzt werden. Dazu werden weiße Stellen übermalt und gegebenenfalls vergoldet. Fehlendes wird nachgeschnitzt, gekittet und verleimt.
Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch zwei Schildpatt-Rekonstruktionen erstellt, sehr zur Freude von Pfarrer Peter Kieweg.
Die ursprüngliche schildpattartige Bemalung des Hochaltars durch einen unbekannten Fassmaler ist in bayerischen Gotteshäusern fast einzigartig und wurde leider im 19. Jahrhundert mit grau-grünen Farben überpinselt. Sie ist jetzt in Teilen wieder freigelegt.
Die Fresken wurden von einem Diplom-Restaurator bearbeitet und sind ebenfalls schon fertig. Wenn nun die Schwammbekämpfung beendet ist, wird das Gerüst entfernt und dann der untere Teil des spätgotischen Hochaltars von den Kirchenmalern fertiggestellt.
Quelle: PNP
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